Unfälle passen nicht zum Image des Holzbaus und einem verantwortungsbewusst handelnden Unternehmen. Außerdem führen Unfälle immer zu hohen Kosten und sind damit ein betriebswirtschaftliches Risiko für das Unternehmen. Daher gilt bei jeder Baumaßnahme: Der Schutz der Mitarbeiter steht im Vordergrund. Ziel der Kampagne für mehr Sicherheit im Holzbau "Absichern statt abstürzen" ist es, Arbeitsunfälle weitgehend zu vermeiden, zumindest aber deutlich zu reduzieren. Daher finden Sie auf diesen Seiten wichtige Unterlagen, die Ihnen helfen, die Arbeitssicherheit in Ihrem Unternehmen nachhaltig zu verankern.
Aktuelle Nachrichten der Kampagne "Mehr Sicherheit im Holzbau"
04.08.2022
Absichern auf der Baustelle ist eigentlich selbstverständlich, oder?
Editorial von Elmar Mette, Bubiza (Kassel) im Magazin HOLZBAU – die neue quadriga
Was beim Auto- oder Motorradfahren längst zur Routine gehört, ist bei der Arbeit auf der Baustelle leider noch immer nicht selbstverständlich. Warum eigentlich nicht? Elmar Mette vom Bundesbildungszentrum des Zimmerer- und Ausbaugewerbes (Bubiza) in Kassel ist der Frage nachgegangen. Erfahren Sie mehr über seine Gedanken zum Thema Absturzsicherung und seinen eindringlichen Appell, die Gefahren ernst zu nehmen im nachstehenden Editorial, das in der Juli-Ausgabe von HOLZBAU – die neue quadriga erschienen ist.
„Eigentlich selbstverständlich …
Wir setzen uns ins Auto – und schnallen uns an. Wir steigen aufs Motorrad – und setzen den Helm auf. Diese Handgriffe sind schon zum Reflex geworden – und das ist gut so.
Wir gehen auf die Baustelle – und lassen den Helm im LKW. Wir richten einen Dachstuhl – und sichern uns nicht. Und das ist gar nicht gut so!
Warum handeln viele Zimmerleute im Straßenverkehr und am Arbeitsplatz Baustelle so unterschiedlich? Liegt es an drohenden Strafen für Gurtmuffel im Straßenverkehr? Die meisten von uns schnallen sich auch auf kurzen Fahrten an – selbst wenn das Risiko, erwischt zu werden, gering ist. Beim Radfahren droht keine Strafe für „oben ohne“. (In Albanien gibt es übrigens die Helmpflicht für Radelnde!) Vor Beginn einer Radfahrt läuft im Kopf eine kleine Gefährdungsbeurteilung ab: Wie lang ist die Strecke? Radweg, Bundesstraße oder Gelände? Am Ende schätzen wir das Unfall-Risiko ein, das sich aus Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadens-schwere zusammensetzt. Also fragen wir uns: Wie wahrscheinlich ist ein Sturz? Erinnern wir uns an Fahrradunfälle? Als Nächstes fragen wir uns, wie schwer mögliche Verletzungen sein können. Aus der Kombination von Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensschwere leiten wir dann unsere Entscheidung ab, ob wir den Helm tragen oder nicht. Eigentlich nehmen wir im Alltag sehr oft eine Gefährdungsbeurteilung vor, ohne das so zu nennen. Vor jedem Überholvorgang überlegen wir, ob wir ihn vor dem Eintreffen des Gegenverkehrs abschließen können. Unter Zeitdruck fällt die Entscheidung risikobereiter aus, als wenn wir mit Zeitpuffer unterwegs sind. Bei manchen Menschen führt jeder gerade noch geglückte Überholvorgang zu einem Adrenalin-Kick und zu einer künftigen Risiko-Unterschätzung. Das geht aber nicht endlos gut. Irgendwann ist die Gefährdungsbeurteilung so grob falsch, dass es zu einem schweren Unfall kommt. Zeigt sich auf bestimmten Streckenabschnitten eine Häufung schwerer Unfälle, wird die Straßenverkehrsbehörde reagieren und dort ein Überholverbot verhängen. Das heißt, sie nimmt uns die Gefährdungsbeurteilung aus der Hand, weil zu viele Menschen damit über-fordert waren und Unfälle verursacht haben.
Wahrscheinlich haben Sie beim Lesen schon die Parallelen zur Baustelle gesucht. Oft wundern wir uns, wenn ohne Helm gearbeitet wird, obwohl das Risiko von Kopfverletzungen besteht. Wer hat da die Gefährdungsbeurteilung erstellt und sie anscheinend nicht mit den Beteiligten besprochen?
Im Bereich Absturzprävention schaut es noch trüber aus. Zimmerleute sind ziemliche PSA-Muffel. Die Gefährdungs-beurteilung scheint sich oft auf die Frage zu beschränken, wie groß das „Risiko“ einer Kontrolle durch den „Mann mit dem weißen Helm“ ist. Die Unterweisung besteht aus der Ermahnung, bloß nicht runterzufallen und ja die Gurte dabei zu haben – für den Fall, dass die Baustelle sonst stillgelegt würde.
Seit 2013 werden wir auf die Notwendigkeit der Veränderung von Arbeitsabläufen hingewiesen. Statt beispielsweise auf offenen Balkenlagen zu balancieren, sollten diese besser vorelementiert wer-den. Es ist ein Riesenunterschied, ob wir uns auf offenen oder geschlossenen Balkenlagen aufhalten. Rutschen wir auf einer offenen Balkenlage aus, stürzen wir unweigerlich ab. Bei einem Decken-element besteht nur am Rand ein Absturzrisiko. Oft hört man: „Warum sollen wir uns ändern? Wir hatten noch keinen Unfall!“ Genau das ist der Knackpunkt: Wir haben – was das Unfallgeschehen angeht – einen beschränkten Horizont. Die BG BAU kennt jeden Arbeitsunfall. Wenn wir nicht bereit sind, uns zu ändern und weiter riskant arbeiten, ist es eine Frage der Wahrscheinlichkeit, wann es uns erwischt. Organisieren wir unsere Aufgaben dagegen so, dass wir weniger an Absturzkanten arbeiten, ist auch unser Risiko kleiner. Ist das nicht möglich, sollten wir wenigstens PSAgA verwenden. Dann wird ein Sturz abgebremst und die Folgen sind nicht so schlimm. Werden wir Teil der Lösung – nicht des Problems!“
Arbeitsschutzprämien
Die BG BAU fördert ausgewählter Maßnahmen zur Verbesserung von Sicherheit und Gesundheitsschutz! Folgende Präventionsmaßnahmen werden von der BG BAU bezuschusst und prämiert.